Hoffmann

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Israel

2014


05.08.2014
Israel/Gaza
Kein Ruhmesblatt erworben

Ich erinnere mich an eine Zeit, als die Israelis für ihre „Blitzkriege“ bewundert wurden. Sogar von ihren eingefleischten Gegnern in Deutschland.
Doch das ist längst vorbei. Schon mit der Niederlage gegen die Hisbollah-Miliz war der Nimbus der Unbesiegbarkeit gebrochen. Mit den dauernden Angriffen auf die Bevölkerung des Gazastreifens kann sich die israelische Armee nur die Verachtung der Völker erwerben.
Eine der stärksten Militärmächte der Welt kämpft am Boden mit Panzern, von See aus mit schwerster Schiffsartillerie und aus der Luft mit Flächenbombardements gegen eine nur mit Handfeuerwaffen und selbstgebauten Raketen ausgerüstete Miliz.  
Und sie kann diese Miliz trotz ihrer gigantischen Übermacht nicht bezwingen.
Was hat Israel für sich erreicht? Immerhin sechzig tote Soldaten, dazu etwa hundertfünfzig Verwundete, von denen viele zum Invaliden werden. War das die Sache wert?
Mit dem längst historisch gewordenen Angriff auf das Juden-Ghetto in Warschau können die Israelis das in Gaza angerichtete Massaker nicht mehr rechtfertigen. Schon deswegen nicht, weil die Verhältnisse genau umgekehrt liegen. Ein in der Vergangenheit gedemütigtes und geschundenes Volk kann aus dem selbst erlittenen Unrecht nicht das Recht ableiten, nun seinerseits Unrecht zu tun.
Israel hat im letzten Gaza-Konflikt mehr verloren als eine Schlacht. Die Israelis haben nun endgültig die Sympathien der Völker verloren. Aber nicht nur sie haben untilgbare Schande auf sich geladen. Auch unser politisches Establishment macht sich durch anhaltende Unterstützung mitschuldig. Von den Amerikanern mag ich gar nicht reden. Sie haben dafür gesorgt, dass den Israelis die Munition nicht ausgeht.
Unsere Parlamentarier beharren im Sinne einer falsch verstandenen Staatsraison an der dogmatisch zementierten Parole:
„Wir stehen fest an der Seite Israels.“ Egal ob wir uns zu Recht oder Unrecht bekennen, wenn es um Israel geht, darf nicht kritisiert werden. Jede Kritik wird als versteckter Antisemitismus gewertet.
Theodor Herzl würde im Grab ständig um seine eigene Achse rotieren, wenn er gewahr werden könnte, wie sich die Erben seiner idealistischen Vision aufführen. Er wäre der erste Kritiker der israelischen Politik. Israels Staatsführung ist grausam und gewalttätig. Sie hat jede Berechtigung verloren, sich auf Herzl zu beziehen.  
„Die israelische Luftwaffe hat ein Flüchtlingslager im Gazastreifen angegriffen“.
Eine Meldung wie diese lässt mich erschauern. Man sollte sich fragen, wieso es überhaupt palästinensische Flüchtlingslager gibt? Vor wem sind die Palästinenser geflüchtet und warum? Sie sind aus ihrer Heimat geflüchtet, weil sie von den Israelis nach deren 1948 einseitig ausgerufener Staatsgründung vertrieben wurden. Ihr von den Vorvätern ererbtes Grundeigentum, ihre Häuser und Felder wurden von den israelischen Siedlern geraubt. Die zur Flucht gedrängten Palästinenser mussten sich außerhalb ihrer Heimat, zum Beispiel im Gazastreifen unter armseligen Bedingungen in Flüchtlingslagern zusammendrängen. Und diese unglücklichen Menschen werden gnadenlos bombardiert?
Was geht in den Hirnen der israelischen Staatsmänner vor?
Ich will es Euch sagen. Die Israelis stehen mit dem Rücken zur Wand.
Sicher nicht die jüngeren, bereits im Staat Israel Geborenen, wohl aber die Staatsführung ist sich der Schuld bewusst, die man sich mit der Staatsgründung und Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aufgebürdet hat. Und sie hat kein Rezept zur Beendigung des ewigen Streites zwischen Vertriebenen und Okkupanten.    
Natürlich wird man mir für diese offenen Worte Antisemitismus unterstellen. Doch das ist ebenso unzutreffend wie dümmlich.
Bevor sich meine Leser der Beurteilung des bundesdeutschen Establishments anschließen, empfehle ich, die folgenden von mir verfassten Aufsätze zu lesen:
Zu finden in meiner Website unter dem Suchbegriff  Israel, 2010: „Alles in Einem“ und
2012:„Volk ohne Raum?“.
 
So viel für heute
Karl-Heinz Hoffmann
      

Im Übrigen meine ich, Deutschland sollte unabhängig und neutral sein


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2013

03.11.2013
Wer herrscht in Israel?
Größenwahnsinnige oder Angstbeißer?


Die Nachrichtenagenturen melden erneut einen israelischen Raketenangriff auf syrische Militäreinrichtungen. Eine Rakete soll von einem israelischen Kriegsschiff aus, in der Nähe der syrischen Küstenstadt Latakia eingeschlagen sein. Es wird behauptet, man habe ein Depot ausschalten wollen, in welchem für die Hisbollah bestimmte Raketen gelagert worden „sein könnten.“
Wie hat man nun diesen neuerlichen israelischen Raketenangriff politisch zu beurteilen?
Obama dürfte froh sein, dem selbst leichtfertig erzeugten Zugzwang hinsichtlich eines Luftschlages gegen Syrien noch einmal entronnen zu sein. Assad hat sich mit der Bereitschaft zur Entgiftung seines Landes, nicht nur von einer Last befreit, sondern wenigstens fürs Erste und wohl auch für eine ganze Weile, geschickt aus der Schusslinie gebracht. Die Amerikaner können aufatmen, die voreilig aufgebaute „Rote Linie“ ist entschärft. In Amerika kann man sich außenpolitisch einigermaßen entspannt zurücklehnen und zur innenpolitischen Tagesordnung übergehen. Dabei dürfte in den USA die staatliche Insolvenz ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Militärische Abenteuer können jetzt im Zeichen der fatalen Finanzschwäche für die Amerikaner kein Thema sein.
Die israelischen Falken sind enttäuscht.
Ihnen ist klar, dass die Zeit gegen ihre Interessen arbeitet. Die USA werden nicht nur weiter dahinschwächeln, sie werden langsam aber sicher unweigerlich im Jahrzehnte lang durch hemmungsloses Wachstum vorbereiteten Chaos landen. Der große Bruder wird dann nicht mehr in der Lage sein, Israel uneingeschränkt zu unterstützen.
Andererseits werden die selbst gezüchteten Feinde Israels mit jedem Tag stärker.
Die mit dem künstlich in Gang gesetzten Bürgerkrieg verbundene Absicht der Zerschlagung der syrischen Republik lag neben anderen, vorrangig im Interesse der Israelis. Diese Hoffnung auf die Entmachtung Assads hat sich verflüchtigt. Über kurz oder lang wird man die Türken veranlassen, die Nachschubwege für die in Syrien operierenden Rebellen zu blockieren. Die Westmächte haben sich schon vom Syrienabenteuer verabschiedet.
In Israel knirscht man mit den Zähnen und ballt die Faust. Man klammert sich immer noch an die kaum noch glaubwürdige Vorstellung der eigenen Unbesiegbarkeit.  
Was ist aus israelischer Sicht zu tun?
Netanjahu und seine Gefolgsleute sehnen den Krieg gegen Syrien herbei. Nicht etwa, dass Sie selbst einzugreifen beabsichtigen; nur so, dass die Westmächte für Israel die Kastanien aus dem Feuer holen sollen. Diesen Gedanken hat man offensichtlich in Tel Aviv noch nicht aufgegeben.
Ergo wird Syrien, in der Hoffnung einen Gegenschlag auf israelisches Gebiet provozieren zu können, immer wieder von den Israelis militärisch angegriffen. Denn nur ein Angriff auf israelisches Gebiet könnte die Westmächte jetzt noch dazu bringen in einen Krieg gegen Syrien einzusteigen.
Die israelischen Falken treiben ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.
Sind sie größenwahnsinnig, oder beißen sie vor Angst immer wieder zu? Ich befürchte, die derzeit in Israel tonangebenden Politiker sind von einer Mischung aus tiefgründiger Furcht vor einer arabischen Reconquista und grenzenloser Überheblichkeit befallen. Ihre allgegenwärtige Angst vor ihren Nachbarn steht im Zusammenhang mit der niemals öffentlich eingestandenen Tatsache des Landraubs vor 65 Jahren.
Ihre grenzenlose Überheblichkeit dürfte auf das von Prof. Joachim Schöps so treffend erklärte, theologisch begründete Überwertigkeitsgefühl zurückzuführen sein: „Jude sein heißt, auserwählt sein ohne eigenes Verdienst.“
Die kollektive Vorstellung, ein auserwähltes, allen anderen Völkern überlegenes Volk zu repräsentieren ist gefährlich und kann ein böses Ende nehmen.
Wer wüsste das besser als wir Deutschen.
Die nach unserem unrühmlichen Untergang emporgestiegenen Israelis haben den Sturz vom hohen Sockel der chauvinistischen Eitelkeit hinab ins machtpolitische Nichts und die Verdammnis bis ins 3. und 4. Glied noch vor sich. Erspart wird er ihnen am Ende nicht bleiben.
Ich empfehle auch die unter dem Suchbegriff ISRAEL in meiner Website abgelegten Aufsätze aus den Jahren 2009 und 2010 zu lesen: „ALLES IN EINEM“ und andere.

Karl-Heinz Hoffmann      


Im Übrigen meine ich, Deutschland sollte unabhängig und neutral sein.



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01.02.2013
 

DIE ROTE LINIE ÜBERSCHRITTEN


Man kann nur staunen, was die Weltöffentlichkeit den Israelis alles durchgehen lässt. Israels Luftwaffe greift Ziele im Libanon und Syrien an. Westerwelle kann dazu nichts sagen, er weiß darüber nichts. Gibt es etwas worüber er etwas weiß? Auf Angela Merkels Kommentar brauchen wir gar nicht erst zu warten. Wir kennen ihn schon, bevor sie den Mund aufmacht: „Wir stehen fest an der Seite Israels!“ Man stelle sich einmal vor, die Syrer hätten Ziele in Israel angegriffen. Die gesamte westliche Welt würde aufheulen. Die Aggression würde aufs schärfste verurteilt.
Wir haben uns zu fragen, welches Ziel die Israelis mit den Angriffen auf syrisches Hoheitsgebiet verfolgen? Wollen sie Assad zu einem Gegenschlag veranlassen? Jedenfalls sieht es ganz danach aus. Braucht Israel einen Vorwand, um den Krieg gegen Syrien entfachen zu können?

Lesen Sie dazu meine Aufsätze vom 16.11.12: "Warum spielt Israel mit dem Feuer?"
und "Angriff - aber in welche Richtung?"
und vom 18.12.2012: "Volk ohne Raum", jeweils unter Menüpunkt Israel.

Nun steht die bange Frage im Raum: Wird Assad den hingeworfenen Fehdehandschuh aufnehmen, oder wird er die Provokation, wenigstens in Bezug auf militärisches Handeln ignorieren?
Niemand kann derzeit diese Frage beantworten. Dennoch wage ich eine Prognose: Ich würde mich sehr wundern, wenn Assad in die aufgestellte Falle hineintappen würde. Er wird wie bisher, ähnlich wie im Zusammenhang mit den türkischen Provokationen ruhig und besonnen bleiben.     
Israel hingegen bewegt sich mit seiner aggressiven Politik auf dünnem Eis. Wenn dieses zu stark belastet wird, könnte es einbrechen. Es könnte brechen, wie der Krug, der zu lange zum Wasser geht. Es könnte geschehen, dass Israel mit einem „letzten Gefecht“ seinem Untergang entgegen geht.
Natürlich kann Israel auch noch einmal, wie so oft siegen, wer weiß das schon vorher, aber die Sache kann eben auch gründlich danebengehen.

Karl-Heinz Hoffmann  



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2012

VOLK OHNE RAUM?

Als Theodor Herzl gegen Ende des 19. Jahrhunderts seine Idee von einem souveränen jüdischen Staat zu Papier brachte, war es für ihn allein die drängende Frage gewesen, eine nationale Heimstätte für die seit Jahrhunderten im christlichen Europa gedemütigten und verfolgten Juden irgendwo außerhalb Europas zu schaffen.
Das damals zum osmanisch-türkischen Reich gehörende Vilajet Palästina kam schließlich in die engere Wahl.
Herzls ideal gedachte Idee reichte damals ein halbes Jahrhundert über die Vorstellungskraft seiner Mitmenschen hinaus.
Eine wesentliche Sorge galt, neben der Frage, auf welchem geographischen Gebiet der jüdische Nationalstaat errichtet werden könnte, vor allem auch dem Problem, genügend Juden zur Auswanderung in ein noch weitgehend unerschlossenes Land, denn nur ein solches konnte geeignet sein, bewegen zu können.
Um das eines Tages unweigerlich anstehende Problem der Überbevölkerung mit in seine Planungen einzubeziehen, hätte Herzl den Zeitraum der zukünftigen weltweiten Entwicklungen im Laufe der nächsten 100 Jahre überblicken müssen. Das konnte er damals ebenso wenig, wie seine europäischen intellektuellen Zeitgenossen in ihrer Gesamtheit.
Zwar waren periodisch auftretende, aus Übervölkerung resultierende Folgen in Form von Auswanderungswellen aus Europa nach Übersee durchaus bekannt, aber damals konnte Auswanderung noch eine Lösung des Problems sein. Im 19. Jahrhundert gab es noch genügend jungfräuliches Land auf der Welt, das nur darauf zu warten schien, besiedelt zu werden.
Seit dem hat sich die Welt kolossal verändert. Sie ist, im Gegensatz zu damals, in ihrer Gesamtheit extrem überbevölkert. Unbesiedelte Räume von nennenswerter Größe gibt es nicht mehr. Die Nationalstaaten grenzen sich von einander ab. Wo noch Zuzug möglich scheint, ist das Problem der Überbevölkerung längst vorhanden, es wird nur aus Rücksicht auf kurzlebiges finanzielles Gewinnstreben verschwiegen und aus dem kollektiven Bewusstsein der europäischen Bevölkerung verdrängt.
Die von der zionistischen Idee Herzls begeisterten Juden haben 1948 mit der Gründung des Staates Israel auf dem Boden des ehemaligen türkischen Vilajets und späteren britischen Mandatsgebietes Palästina eine Idee verwirklicht, die von Anfang an den Keim des Untergangs in sich trug. Nicht nur, weil ein anderes Volk aus seiner Heimat vertrieben werden musste, um Platz für die jüdischen Siedler zu schaffen, was Anlass zur ewigen Feindschaft zwischen Arabern und Juden bedeutete, sondern vor allem auch, weil man mit keinem Gedanken daran dachte, dass die territoriale Neuerwerbung Israel eines Tages unweigerlich an die Grenzen des Wachstums stoßen würde.
Diese Grenzen sind erreicht. Der Staat Israel beginnt an seinem unbegrenzten Wachstum auf äußerst begrenztem Raum zu ersticken.
Die über den ganzen Erdball verstreuten Juden waren ursprünglich eine durch religiöse Vorstellungen verbundene Volksgruppe ohne eigenes Staatsgebiet. Das sind sie zwar heute immer noch, soweit sie nicht in Israel leben. Hinzu gekommen sind als neuzeitliche Erscheinung die kaum noch gläubigen, dafür aber umso stärker politisch „großjüdisch“ motivierten, aus jüdischen Familien hervorgegangenen Zionisten außerhalb Israels.
Dass die menschenfreundliche zionistische Idee Theodor Herzls von seinen Epigonen im Zuge der Umsetzung pervertiert wurde, ist eine andere Frage, die im hier erörterten Sachzusammenhang zwar erwähnt, aber doch vernachlässigt werden kann.
Im Vordergrund der Betrachtungen, steht die Tatsache der Überbevölkerung des Staates Israel und die daraus erwachsenden Schwierigkeiten.

1922 lebten in Palästina nur 84.000 Juden.
Zur Zeit der Gründung des Staates Israel gab es dort nicht mehr als 175.000 Juden.
1960 war die Zahl der Juden bereits auf 1.911.000 angewachsen. Eine aggressive Einwanderungspolitik ließ die Bevölkerung in den Folgejahren sprunghaft anwachsen.
Dabei war die Zahl der nach dem Untergang des Dritten Reiches nach Israel aus Deutschland und Österreich abgewanderten Juden mit nur ca. 150.000 erstaunlich gering. Die Masse der Einwanderer stammte aus der damaligen UDSSR und ihren Satellitenstaaten.
(Quelle: Bevölkerungs-Ploetz)

Heute leben in Israel 5,95 Mio Juden.
Die Gesamtzahl der israelischen Bevölkerung einschließlich der Moslimun, der Drusen und Christen liegt bei 7,9 Millionen.
In Israel drängen sich 350 Menschen auf einem Quadratkilometer.
(Quelle: Berlin Institut für Weltbevölkerung und globale Entwicklung)

Proportional mit der weiteren Zunahme der Bevölkerungsdichte schwinden auf dem gewaltsam in Besitz genommenen Boden, der das Staatsgebiet Israel darstellt, die Entfaltungsmöglichkeiten der israelischen Staatsbürger. Nichtjuden eingeschlossen.
Man kann es drehen und wenden wie man will. Die in Palästina künstlich zu einem Staatsvolk zusammengeführten Juden aus aller Welt sind zu einem „Volk ohne Raum“ geworden.

Welche Wege bleiben den, an die Grenzen des Wachstums gestoßenen Israelis, um das Kollabieren und letztlich den Untergang ihres Gesellschaftssystems zu vermeiden?
Können die staatstragenden israelischen Autoritäten ihrem Volk eine Gesundschrumpfung innerhalb der heutigen Staatsgrenzen abverlangen? Sicher nicht. Es würde vor allem  dem unverrückbar festgefügten Weltbild der orthodoxen und ultraorthodoxen Juden diametral entgegen stehen.
Was aber bleibt an Möglichkeiten, den unausweichlichen Folgen der Missachtung der Wachstumsgrenzen zu begegnen?
Wenn Geburtenkontrolle in Israel oder Rückwanderung in die Herkunftsländer als Alternative ausscheiden, und davon dürfen wir ausgehen, dann bleibt nur noch Ausdehnung des israelischen Hoheitsgebietes über seine derzeitigen Grenzen hinaus. Das bedeutet erneute Eroberungen in den angrenzenden Ländern.
Dabei hat die aus der Not geborene Eroberung mit der Verdrängung der Palästinenser aus dem Westjordanland längst begonnen. Längst ist ein Verdrängungsfeldzug durch gewaltsame Besiedelung im Gange. Die aggressive Siedlungspolitik der Israelis ist eine „ethnische Säuberung“ der besonderen und leider auch sehr effektiven Art.
Die Verdrängung der Palästinenser aus ihrem letzten Rückzugsgebiet, dem Westjordanland, darf als beschlossene Sache gelten.
Doch wird das genügen?
Die israelische Bevölkerung könnte sich in weiteren zwanzig Jahren verdoppelt haben. In welche Richtung muss sich der Blick der israelischen Falken richten? Der Gazastreifen ist bereits extrem überbevölkert. Jordanien ist auf Grund seiner politischen Bindungen zum Westen tabu.
Nur die fruchtbaren Ebenen Syriens könnten als künftiges Siedlungsland für die Israelis in Frage kommen. Es gibt keine Alternative. Syrien muss, zumindest teilweise, erobert werden, wenn Israel nicht an seinem Wachstum ersticken will.
Der politische Wille, die syrische Republik zu vernichten, beruht nicht nur auf dem Wunsch, die eigene militärische Vormachtstellung im Nahen Osten zu behaupten, sondern ganz offensichtlich auch auf der Notwendigkeit, Siedlungsraum für den israelischen Bevölkerungsüberschuss zu schaffen. Davon wird natürlich nicht geredet, aber die Fakten sind nicht übersehbar. Die Auseinandersetzung mag vielleicht noch einmal aufschiebbar sein, obwohl es danach nicht aussieht, aber sie wird unausweichlich sein.

18.12.2012
Karl-Heinz Hoffmann  
 


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GAZA-NTANAMO

Der Gazastreifen, ein rundum durch unpassierbare Grenzzäune abgeriegeltes Gebiet am östlichen Mittelmeerrand ist nicht nur das letzte armselige Rückzugsgebiet der heimatvertriebenen Palästinenser und ihrer Nachkommen, er ist genau betrachtet ein überdimensioniertes Gegenstück zu dem US-amerikanischen Internierungslager Guantanamo.

Doch es gibt Unterschiede.
Während Guantanamo zwar das schändlichste, aber doch gemessen an seiner räumlichen Ausdehnung und der Zahl der unglücklichen Lagerinsassen relativ klein ist, bricht der Gazastreifen alle Rekorde.
Das gesamte Gaza-Gebiet mit mehr als 1,5 Millionen Einwohnern, größtenteils palästinensischen Flüchtlingen, die von den Israelis aus ihrer angestammten Heimat Palästina vertrieben worden waren, ist ein einziges, israelisch kontrolliertes Internierungslager.   
Das Gaza-Internierungslager, um bei vorsichtiger Wortwahl zu bleiben, ist das weltweit größte seiner Art.
Wo sind außer den räumlichen Dimensionen noch weitere Vergleiche zu ziehen?
In Guantanamo muss die US-Regierung für den Unterhalt einschließlich Verpflegung der Gefangenen sorgen.
In Gazantanamo müssen die auf Gedeih und Verderb Gewaltunterworfenen der Israelis zusehen, wie sie sich selbst verpflegen und die zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander organisieren. Also ist Gazantanamo für die Betreiber ein äußerst kostengünstiges Internierungslager.
Mit 4167 Personen pro qkm ist Gazantanamo eines der dicht besiedeltsten Gebiete der Erde. Dabei sind nur 14% der Bodenfläche landwirtschaftlich nutzbar. Und von dieser landwirtschaftlich nutzbaren Fläche beanspruchen die Israelis entlang der 2500 Kilometer langen Einzäunug noch einen Landstreifen von 300 Metern Breite als Sicherheitszone, die nicht betreten werden darf. Es ist eine Todeszone, die schon viele Opfer gefordert hat.
Die Insassen des Gazantanamo-Lagers können sich nicht ausreichend ernähren. Sie sind zudem im Bezug auf Wasser und Stromversorgung vollkommen auf die Gnade ihrer Feinde angewiesen. Ihre gewählten Anführer werden von den Israelis nach Belieben aus der Luft wie Hasen abgeschossen. Schonzeit gibt es nicht. Kollateralschäden sind Nebensache. Die Opfer werden verhöhnt und gedemütigt.
Wir können nichts für die Unglücklichen Menschen tun. Weder in Guantanamo noch in Gazantanamo, aber wir können offen bekennen, dass wir aus moralischen Gründen für sie Partei ergreifen. Mein Herz schlägt für die Palästinenser, weil ich grundsätzlich auf der Seite der Schwachen, Gedemütigten und Gepeinigten stehe.
Ich höre schon im Geiste die alberne Floskel der Gleichsetzung von Kritik an israelischer Politik mit Antisemitismus. Ein ebenso lächerlicher wie politisch nützlicher Unsinn.
Ich würde gerne auf der Seite der Israelis stehen, wenn sie sich weniger Menschen verachtend verhalten würden.  
Macht Barenboim zum Staatschef in Israel und ich werde mich aufrichtig bemühen, über freundschaftliche Gefühle für Israel nachzudenken.

27.11.2012
Karl-Heinz Hoffmann

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WARUM SPIELT ISRAEL MIT DEM FEUER?


Der Hamas-Funktionär Ahmed Jabari wurde im Gazastreifen von den Israelis aus der Luft gezielt ermordet. Im Sprachgebrauch der Israelis und seiner Verbündeten ist Jabari nicht ermordet sondern „gezielt getötet“ worden. Die verhüllende Beschreibung der vorsätzlichen Mordtat kann an der Sache nichts ändern.
Und wir können natürlich auch nichts ändern, aber die Dinge beim Namen nennen, das können wir.
Dabei stellt sich die Frage, warum ein israelischer Mordanschlag auf ein Hamas-Mitglied jetzt zu diesem Zeitpunkt ausgeführt wurde.
Das Motiv ist nicht leicht zu durchschauen.
Unüberlegte Aktion von beachtlicher Tragweite?
Nein, daran glaube ich nicht.
Warum aber spielt Israel in einer Zeit, wo schon Granaten zwischen israelischen und syrischen Einheiten auf den Golanhöhen hin und her fliegen, mit dem Feuer? Wollen die Herrschaften in der Knesset unbedingt auf Biegen und Brechen einen Krieg?
Fühlen sie sich stark genug, um in einem Rundumschlag die Palästinenser im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon und die Syrer gleichzeitig besiegen und ausschalten, und dann endlich den Iran niederwerfen zu können?
Man hat den Eindruck, sie glauben das wirklich.
Ich glaube nicht, dass sie diesen Großmachttraum so einfach realisieren können. Für mich ist vorstellbar, dass sich der künstlich geschaffene, sieggewohnte  Supernationalstaat Israel am Ende zu Tode siegt.
Manchmal kommen mir die Israelis „verdammt deutsch“ vor. Sie wären gut beraten, wenn sie nicht versuchen würden, den Deutschen alles nachzumachen.
Jedenfalls haben die Israelis mit der sicher bewusst terminierten „Tötung“ Jabaris schon etwas bewegt. Ägypten wird die Palästinenser im Gazastreifen stärker als bisher unterstützen, materiell, aber auch mit seiner Stimme in der Weltöffentlichkeit.
Es war auch klar, dass die Hamas-Streitkräfte auf die Ermordung ihres prominenten Anführers mit einem Raketenhagel auf Israel antworten würden. Soweit war das kalkulierbar. Die Hamas hat sich leider bereitwillig in der erwarteten und wohl auch erwünschten Weise provozieren lassen. Nun können die Palästinenser wieder einmal als Bösewichte und Angreifer dargestellt werden. Ist damit die Rechnung der israelischen Falken aufgegangen?
 
War das alles so gewollt? Zumindest sieht es danach aus. Und wenn nicht pure Dämlichkeit die Ursache ist, dann zielt das aktuelle Verhalten der Israelis darauf ab, den „großen“ Krieg endlich möglich zu machen, um in einem Aufwasch mit allen „Feinden“ Israels abzurechnen. Der bewusst provozierte Waffengang könnte den Israelis aber auch aus dem Ruder laufen.    
Wenn es dazu kommt, fürchte ich den Standardsatz unserer Kanzlerin:
„Wir stehen fest an der Seite Israels.“   

Karl-Heinz Hoffmann     16.11.2012


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ANGRIFF - ABER IN WELCHE RICHTUNG?


Israel macht mobil. Reservisten werden einberufen und militärisches Gerät bereit gestellt. Die Welt erwartet eine israelische Bodenoffensive im Gaza-Streifen.
Aber wird sich diese Erwartung bewahrheiten?
Niemand, außer dem israelischen Generalstab kann das wissen. Ich habe nicht genug Informationen, um beurteilen zu können was in den nächsten Wochen geschehen wird, aber ich würde nicht aus allen Wolken fallen, wenn sich die bereit gestellten israelischen Panzerverbände nicht, oder nur in geringer Zahl in Richtung Gaza in Marsch setzen sondern sich statt dessen überraschend die Golanhöhen abwärts auf Kuneitra zu bewegen würden. Ich vermute, die syrische Armeeführung ist klug genug, um auf diesen möglichen Fall vorbereitet zu sein.    

16.11. 2012
Karl-Heinz Hoffmann   


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„DIE UNAUFHÖRLICHEN VERBRECHEN DES ZIONISMUS“?


Mit Interesse las ich einen Aufsatz von Dr. Yavuz Özoguz, der sich mit 688 Aussagen von 118 Staaten gegen die westliche Welt befasst.
Besonders beachtlich fand ich den Satz:
„Das Dokument ist ein Beweis dafür, dass die westliche Welt zunehmend isoliert wird. Sehr deutlich wird, dass die Kopplung an die USA und Israel, insbesondere an «die unaufhörlichen Verbrechen des Zionismus», zum Schaden eines jeden Volkes und Staates führt.“
Dazu meine ich:
Was sich seit der Staatsgründung Israels auf palästinensischem Boden abspielt, wird allgemein unter dem Begriff Zionismus subsummiert. Doch bei genauerem Hinsehen tut sich zwischen den idealistischen Vorstellungen des Vaters der zionistischen Staatsidee, Theodor Herzl und der israelischen Realität eine unübersehbare Kluft auf.  
1886 schrieb Herzl in seinem grandiosen utopischen Entwurf «Der Judenstaat»:
„Man gebe uns die Souveränität eines für unsere gerechten Volksbedürfnisse genügenden Stückes der Erdoberfläche, alles andere werden wir selbst besorgen.“
Herzl meinte, man solle den in Europa geschundenen Juden ein Stück Land zur Besiedelung als Heimstätte «geben». Von gewaltsamer Landnahme war nicht die Rede.
Herzl musste gegen Ende des 19. Jahrhunderts von völlig anderen Verhältnissen ausgehen als denjenigen von 1948, zur Zeit der gewaltsamen Landnahme.
Damals, zu Herzls Zeiten, war Palästina eine Provinz des osmanisch-türkischen Reiches. Herzl sah deshalb den türkischen Sultan als Verhandlungspartner an, wobei er die berechtigte Hoffnung haben durfte, im deutschen Kaiser einen Fürsprecher zu finden. An ethnische Säuberung und gewaltsame Aneignung von privatem Grundbesitz war nicht gedacht:
„Hauptsächlich wird es sich um die Erwerbung der jetzigen Landeshoheit (osmanisches Reich) gehöriger Staatsdomänen handeln“.  
Palästina war zu jener Zeit nur dünn besiedelt. Die seit Menschengedenken dort ansässigen Juden befanden sich hoffnungslos in der Minderheit. Jeder neu hinzu kommende Jude stand als Fremder einer arabischen und christlichen Mehrheit gegenüber. Das wurde von Herzl durchaus gesehen und er war bereit, die Rechte der Alteingesessenen Bewohner zu respektieren.
„Jeder ist in seinem Bekenntnis oder in seinem Unglauben so frei und unbeschränkt, wie in seiner Nationalität.
Und fügt es sich, dass Andersgläubige, Andersnationale unter uns wohnen, so werden wir ihnen einen ehrenvollen Schutz und die Rechtsgleichheit gewähren.“

Doch gleichzeitig erscheint in Herzls Schrift auch schon ein Menetekel, das die Vertreibung der Palästinenser vorausahnen lässt.
„Wer der Fremde im Lande ist, bestimmt die Mehrheit.“
Herzl hatte diese Feststellung auf die europäischen Verhältnisse bezogen, wo die Juden stets in der Minderheit gewesen waren. Doch die jüdischen Usurpatoren des 20. Jahrhunderts machten den Grundsatz zur Staatsraison. Um die beherrschende Majorität in Palästina darzustellen, musste die Landnahme von zwei Seiten gefördert werden, zum einen mit der Vertreibung der Alteingesessenen und zum Anderen mit massiver Einwanderungspolitik. Das hatte zu Folge, dass nun die Palästinenser zur Minderheit geworden waren, die von den zugewanderten  Israelis als Landfremde betrachtet wurden.
Hendryk M. Broder, offensichtlich ein überzeugter Zionist, schrieb:
„Was würde Theodor Herzl, der Utopist, sagen, wenn er 100 Jahre nach dem Erscheinen seines „Judenstaates“ zu Besuch nach Israel käme?“
Aus Broders Gesamtbetrachtungen zu Israel ist unschwer zu schließen, dass er meint, Herzl müsste von dem prosperierenden jüdischen Machtgebilde auf palästinensischem Boden positiv beeindruckt sein.
Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass sich der hochherzige Fürsprecher für das zu seiner Zeit in Europa geschundene und gedemütigte Judenvolk, angesichts der aus israelischer Hybris und Erbarmungslosigkeit entstandenen Notlage des seiner Heimat beraubten palästinensischen Volkes schämen würde.
Der unmenschliche Zionismus der Israelis ist mit dem  idealistischen Zionismus Theodor Herzls unvereinbar.

Quellen:
Internet: Iran German Radio, vom 05 Sept. 2012, "688 Aussagen von 118 Staaten gegen die westliche Welt"
Theodor Herzl, Der Judenstaat, Ölbaum Verlag Augsburg, 1996, Seite 33 und Seite 42, sowie Nachwort dazu von Henryk M.Broder


Karl-Heinz Hoffmann       
Zwickau 07. 08. 2012


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DER HÄSSLICHE ISRAELI

Ein israelischer Offizier schlägt einem dänischen Friedensaktivisten wütend sein Sturmgewehr ins Gesicht.
Dieses hässliche Vorkommnis wurde filmisch dokumentiert und wird in aller Welt gesehen.
Jetzt hat Scharzad Hosseni alle Hände voll zu tun. Sie und ihre Facebook-Freunde müssen ihre lobenswerten, auf gegenseitige Achtung gerichteten Anstrengungen verzehnfachen, um dem Bild des hässlichen Israelis entgegen zu wirken.    
Das wird jetzt, nach den schockierenden Bildern noch schwerer werden als es bisher schon war.


Karl-Heinz Hoffmann         
18.04.2012

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RETTUNGSINSEL ISRAEL?

Von pro-israelischen Kreisen wird gerne behauptet, der 1948 gegen den erbitterten Widerstand der arabischen Einwohner auf dem Boden des ehemals türkischen Hoheitsgebietes gegründete Staat Israel könne für die Juden in aller Welt zu einer Rettungsinsel werden, wenn sich der Antisemitismus weltweit zu einer unkontrollierbaren, ernsten Bedrohung auswachsen würde.
Diese Vorstellung ist völlig absurd.  
Absurd deshalb, weil die Juden heute außerhalb Israels auf lange Sicht unbestreitbar sicherer leben, als in Israel. Nicht nur in Europa und Amerika, auch im Iran*. Der rassisch begründete Antisemitismus hält sich nur noch in einigen Hinterzimmern sektiererischer Zirkel, die ohne Einfluss auf das kollektive Bewusstsein der Völker geblieben sind und bleiben werden.
Anders der religiös begründete Antijudaismus. Er wurde, besonders in katholischen Gegenden, vor allem in Polen, tief in das Gemüt der Christenheit eingepflanzt, hat aber heute seine realpolitische Wirkung verloren, weil die Kirchen notgedrungen die Strategien zur Vernichtung des mosaischen Glaubens zu Gunsten eines politischen Zweckbündnisses mit dem, im Innersten der katholischen Seele verhassten „Jesusmördern“, aufgegeben haben.       
Die Behauptung, eine „Rettungsinsel“ für die in aller Welt beheimateten Juden bereithalten zu müssen, ist nichts anderes, als ein untauglicher Rechtfertigungsversuch der rücksichtslosen Landnahme und ethnischen Säuberung.  Der bedauerlicherweise von den Idealen Theodor Herzls losgelöste Staat Israel wird als „Rettungsinsel“ für bedrängte Juden tatsächlich nicht gebraucht.
Israel wird ohnehin zur nächsten Jahrtausendwende nur noch im Rückblick als bedeutsames, aber relativ kurzlebiges historisches Ereignis erkennbar sein. Der nationalistisch überzüchtete Staat Israel wird sich auf die Dauer nicht halten können, weil er in seiner künstlich geschaffenen „Einzigartigkeit“ zwar bündnisfähig ist, sich aber niemals mit seinen Nachbarn im friedlichen Einvernehmen zu einem Unionsstaat zusammenschließen kann. Die Israelis könnten theoretisch weitere benachbarte Gebiete erobern, aber sie könnten die Bevölkerung in den eroberten Gebieten weder ausrotten noch nach der Art der ersten Landnahme in Palästina irgendwohin vertreiben.
In der Zukunft werden aber nur die großen, freiwillig zusammen geschlossenen multiethnischen Unionsstaatengebilde eine Überlebenschance haben, weil der globale Welthandel zusammenbrechen wird und die Völker dieser Erde wieder, wie es in historischer Zeit gewesen war, von dem Ertrag der eigenen Scholle leben müssen. Das bedingt einen agrarisch nutzbaren Lebensraum der im richtigen Verhältnis zur Population stehen muss. Oder anders herum betrachtet, eine Population die im richtigen Verhältnis zu dem zur Verfügung stehenden Raum steht.  
Deshalb hat Israel ebenso wie die überbevölkerten Nationalstaaten Europas keine Chance zu überleben. Die aneinandergrenzenden Nationalstaaten müssen sich nicht nur hinsichtlich der Population zwingend gesundschrumpfen, sie müssen sich auch zu einem größeren, von außereuropäischen Einflüssen befreiten  Unionsstaat zusammenschließen.       
Das erzwungene, auf biblische Verheißungen und eine völkische Ideologie gestützte Gebilde Israel ist noch weniger zukunftstauglich als die europäischen Nationalstaaten in der jetzigen Form. Der in seinen Grundlagen völkisch und biblisch ausgerichtete jüdische Staat ist ein  zum Untergang verurteilter Anachronismus.
Die jüdischen Staatsgründer haben das völkische Nationalstaaten-Prinzip, das mit dem dritten Reich den Zenit schon überschritten hatte, in Palästina  unter anderen Vorzeichen, aber doch im Prinzip ähnlich, noch einmal künstlich aufleben lassen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als hätten sie gelegentlich die Feindlektüre „Mein Kampf“ unter dem Kopfkissen gehabt.
Vielleicht hätten die Gründungsväter des Staates Israel gelegentlich bei Lenin nachlesen sollen. Die unerträgliche Entwicklung im real existierenden Judenstaat hätte ihnen erspart bleiben können.
Am 29. März 1913 schrieb Lenin in der Prawda Nr.74 einen bemerkenswerten Aufsatz zur kriegerisch erzwungenen, künstlichen Nationalstaatenbildung auf dem ehemals türkischen Reichsgebiet des Balkans:
„Diese Aufgabe (Anm.: Befreiung von der Feudalherrschaft) hätten die Balkanvölker zehnmal leichter als jetzt, und mit hundertmal geringeren Opfern lösen können, wenn sie eine föderative Balkanrepublik geschaffen hätten. Bei voller Gleichstellung wäre weder nationale Unterdrückung noch nationaler Hader möglich gewesen. Den Balkanvölkern wäre eine wirklich rasche, allseitige und freie Entwicklung gesichert gewesen.“

Quelle: W.J. Lenin, Über Krieg, Armee und Militärwissenschaft, Band 1 Deutscher Militärverlag Berlin 1961, Seite 382.

Nun könnte man sagen: „Wie vorteilhaft für uns Europäer ist doch dagegen unsere heutige Situation. Wir, die Europäer haben mit der EU alle Voraussetzungen geschaffen, die Probleme der Zukunft zu bestehen.“ Das ist leider ein Trugschluss, denn die EU ist kein Unionsstaat, sondern nur eine oberflächliche Vereinigung chauvinistischer, sich gegenseitig eifersüchtig belauernder Nationalstaaten die nur durch Zweckbündnisse vorübergehender Art aneinander gefesselt sind. Dabei ist der Zweck nicht die Wohlfahrt der europäischen Völker, sondern einzig und allein die Befriedigung der Profitgier global agierender Kapitalgesellschaften.
Leider wird sich daran solange nichts ändern, wie der globale Raubbau an den lebensnotwendigen Ressourcen profitbringend betrieben werden kann. Das wird noch eine Weile möglich sein, aber nur solange, wie die Transportkosten noch kaufmännisch vertretbar sind. Steigen die Transportkosten über eine bestimmte, wirtschaftlich nicht mehr verkraftbare Marke, dann bricht der Welthandel und damit alles, was darauf aufbaut, zusammen, wenn uns der unausweichliche Zusammenbruch nicht schon vorher, durch die ins Unerträgliche gesteigerte Zunahme der Weltbevölkerung ereilt.
Der heute als etwaige „Rettungsinsel“ für das Weltjudentum bezeichnete, aus eigener Kraft lebensunfähige, mit dem Geburtsfehler des völkischen Nationalismus behaftete Ministaat Israel wird sich in der Welt von morgen, wegen seiner kompromisslosen „Einzigartigkeit“ nicht mehr halten können. Nachkommen der Israelis werden vielleicht noch in Palästina wohnen, aber der jüdische Staat wird auf der Landkarte nicht mehr zu finden sein, dazu brauchen die Iraner nichts beitragen.
Die Auflösung wird sich als eine Folge des Zusammenbruchs der globalisierten Weltwirtschaft im Kielwasser des unweigerlich bevorstehenden amerikanischen Niedergangs von ganz allein vollziehen.

Karl-Heinz Hoffmann       
18.04.2012


*Anmerkung:
Was auch einmal gesagt werden muss:
Das Judentum hat in Persien ebenso wie die Feuerreligion eine bis weit in die vorislamische Zeit zurückreichende Tradition. Die persischen Judengemeinden sind, ebenso wie die Zarathustrier und die christliche armenische Minderheit von keinerlei politischer Bedrängnis betroffen. Jedenfalls solange nicht, wie sie sich als loyale persische Staatsbürger fühlen und bekennen



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EINE HORDE WILD GEWORDENER SIEDLER?

Das ungereimte Pamphlet mit der Überschrift „WAS GESAGT WERDEN MUSS“ von Günter Grass hat die öffentliche Debatte um das „Existenzrecht“ Israels erneut entfacht.
Maybritt Illner warf in ihrer Diskussionsrunde am 12.04.12 unter anderem die Frage auf, ob man Israel in Deutschland kritisieren dürfe?
Das wurde zwar von allen Teilnehmern grundsätzlich bejaht, aber dann doch, wenn es um konkrete Sachverhalte ging, immer wieder zurück genommen. Kritik an Israel bleibt hierzulande unerwünscht.
Avi Primor versuchte mit dem Satz „Israel hat echt Angst“ Verständnis für die besondere Lage Israels zu wecken.
Das glaube ich gerne. Wer anderen etwas wegnimmt, muss fürchten, dass der Geschädigte wieder zu seinem rechtmäßigen Gut kommen will, oder doch wenigstens auf seinem Entschädigungsanspruch besteht.
Israel sei ringsum von Feinden umgeben, war in der Runde bei Maybritt Illner zu hören. An dieser Erkenntnis ist nichts Falsches, aber die Frage, warum das so ist, blieb natürlich ausgeklammert.
Henryk M. Broder jammert in einer 1994 beim Ölbaum Verlag erschienenen Broschüre:
„Die Entscheidung der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1947, die zur Gründung Israels geführt hat, wurde mit der „Zionismus-ist-Rassismus“-Resolution aus dem Jahre 1975 formell zwar nicht aufgehoben, aber doch stark relativiert: Ein Land, das auf einer rassistischen Doktrin aufgebaut ist, hat, nimmt man die UN-Charta ernst, keinen Anspruch auf einen Platz in der Gemeinschaft der Vereinten Nationen ... ... Danach galt der Zionismus in weiten Teilen des politischen Spektrums nicht mehr als eine nationale Befreiungsbewegung des jüdischen Volkes, sondern als ein Landraubunternehmen wild gewordener Siedler, die in Palästina eingefallen sind, um ein anderes Volk zu vertreiben und zu entrechten.“

(Quelle: Theodor Herzl, der Judenstaat, Nachwort von Hendryk M. Broder, Ölbaum Verlag Augsburg 1996, Seite 113 und 114.)

Dann lamentiert er weiter: „Arabische und europäische Politiker entblödeten sich nicht, die Juden aufzufordern, dahin zurückzukehren, woher sie gekommen waren, als ob Geschichte wie eine Uhr zurückgestellt werden könnte.“ (Quelle: ebenda)


Haben die Juden mit der einseitigen Ausrufung des Staates Israel etwa nicht die Geschichte mit Brachialgewalt gleich um zweitausend Jahre zurückgedreht?

Für vernünftige, aufgeklärte Menschen des 21.Jahrhunderts sollte es nicht darum gehen, die in Palästina eingewanderten Juden zu vertreiben, sondern darum, das Land gemeinsam mit den zurzeit noch entrechteten, rechtmäßigen Landeigentümern paritätisch zu regieren. Solange jedoch die Ansprüche der vertriebenen Palästinenser nicht von den Israeliten anerkannt werden, wird Israel „Angst haben“ müssen.
Diese Angst, deren Ursache im eigenen Verhalten liegt, ist allein die Sache der Israeliten. Es liegt an ihnen, ob sie auf ewig in Angst leben wollen, oder ob sie zu einem brüderlichen Miteinander mit den Palästinensern bereit sind.
Die jüngste Facebook-Aktion „Israel loves Iran“ gibt zur Hoffnung Anlass.  

Karl-Heinz Hoffmann     
13.04. 2012



2010

ALLES IN EINEM

Die Lösung der Palästina-Frage.
Der iranische Staatschef Ahmadinedjad soll gesagt haben, der Staat Israel müsse von der Landkarte verschwinden.
Wenn ein Staat von der Landkarte verschwindet, so muss das nicht zwangsläufig mit einer ethnischen Säuberung verbunden sein.
Nicht mehr auf der Landkarte als Nationalstaat mit Namen Israel verzeichnet zu sein, bedeutet zunächst lediglich, dass der gegenwärtige Status - die Rechtsform in der sich die Juden auf der geographischen Fläche die man unter dem historischen Namen Palästina kennt mit dem Staatsgründungsakt vom 1948 etabliert haben, nicht mehr aufrecht erhalten wird.
Darüber, wie die seitdem dort angesiedelten Juden behandelt werden sollen, ob sie genötigt werden sollen, das Land in das sie, aus aller Herren Länder kommend eingewandert sind, wieder zu verlassen, oder ob man sie zum Bleiben einlädt, um mit denjenigen, die von dort vertrieben worden waren und zurückkehren, in friedlicher Gemeinsamkeit ein neues, anderes Palästina aufzubauen, ist damit nichts gesagt.   
In einem Fernsehinterview wurde Ahmadinedjad vorgehalten, ob er denn nicht glaube, dass die Juden nach den traumatischen Erfahrungen mit dem Holocaust ein Recht auf einen eigenen Staat hätten, antwortete er, überlegen lächelnd: „bale, amma in undja na bud!“  (ja, aber das war nicht dort! D.h., nicht in Palästina) es war der einzige Satz, der in diesem Interview auf Farsi zu hören war. Was im Anschluss daran folgte, kam in deutscher Übersetzung.
Mit diesem übersetzten Text will ich mich gar nicht weiter auseinandersetzen, weil ich nicht weiß, ob die Übersetzung den Originaltext wirklich unverfälscht wiedergab.
Ahmadinedjad wollte zum Ausdruck bringen, was auch immer die Juden in Europa erlebt haben mögen, es hat nichts mit Palästina zu tun. Die Schlussfolgerung ist zwangsläufig.
Ahmadinedjad drückte damit aus, dass man aus erlittenem Unrecht resultierende Sühneforderungen anderen, an der zu Grunde liegenden Schuld völlig Unbeteiligten, nicht aufbürden kann. Jedenfalls nicht, ohne sich selbst ins Unrecht zu setzen. Ob die Juden ein Recht auf einen eigenen jüdischen Staat beanspruchen können oder nicht, kann dahingestellt bleiben.
Aus den Ereignissen, die unter dem dogmatischen Begriff Holocaust subsumieren, lässt sich bei vernünftiger und gerechter Würdigung jedenfalls kein Recht auf die Inbesitznahme Palästinas und die Errichtung eines jüdischen, als internationales Rechtssubjekt bestehendes Staatengebilde ableiten. Die stets zur formalen Rechtfertigung herangezogene Belfort-Dekla-ration kann wegen der nicht vorhandenen Berechtigung, über den Besitz des palästinensischen Volkes zu verfügen, keine ausreichende Rechtsgrundlage für die israelitische Staatsgründung abgeben.
Die deutsche Bundesregierung erkennt im Verein mit den übrigen Staaten, der so genannten westlichen Welt, den auf palästinensischem Boden gegründeten Staat Israel völkerrechtlich an und bezeichnet das Existenzrecht Israels als unverhan-delbar.
Wer aber das Existenzrecht des Staates Israel bedingungslos anerkennt, muss sich sagen lassen, dass damit den Palästinensern rechtswidrig das Heimatrecht abgesprochen wird.
Es mag ja löblich sein, wenn die deutsche Regierung als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches die Beschädigung jüdischer Belange im Sinne einer Wiedergutmachung regulieren möchte. Dagegen würde ich niemals etwas einwenden, denn wem Schaden zugefügt wurde, dem muss man auch das Recht auf Schadenersatz einräumen. Der Schädiger oder auch dessen Rechtsnachfolger darf die Entschädigung aber nur auf seine Kosten, und nicht zulasten Unbeteiligter vornehmen.
Genau dies ist aber bezüglich Israel der Fall.
Das „Judentum“, ich will es im hier vorliegenden Sachzusammenhang so nennen, weil es nicht um die Entschädigung einzelner, konkret geschädigter Personen geht, sondern um eine fiktiv angenommene Gesamtheit von Menschen, die zwar als Einzelindividuen nicht in jedem Falle geschädigt wurden, sich aber über das Medium des kulturellen und religiösen Beziehungsgeflechts dem Judentum verbunden fühlen, hat keinen vernünftig nachvollziehbaren Rechtsanspruch auf Palästina.
Nun steht die jüdische Landnahme als Realität im Raum. Ein großer Teil der israelischen Bevölkerung ist bereits in Israel geboren. Die Juden können, vornehmlich aus religiösen Gründen, das an der arabischen Bevölkerung begangene Unrecht der Vertreibung nicht als solches erkennen. Ebenso wenig wie die Palästinenser einsehen können, dass sie das Anrecht auf ihre Heimat und auf ihr Eigentum an Haus und Hof, Grund und Boden verloren haben sollen.
Die von den Juden vertriebene arabische Bevölkerung besteht, ganz sicher zu Recht, auf ihr Heimatrecht und dem daraus resultierenden Rückkehrrecht.
Demzufolge stehen sich beide Volksgruppen in hasserfüllter Feindschaft gegenüber.

Was könnte nun die Lösung für das Palästina-Problem sein?
Es ist oft die Rede von einem eigenen Palästinenserstaat außerhalb Israels, also außerhalb des eigentlichen palästinensischen Kerngebietes.
Israel soll in gesicherten Grenzen auf dem eroberten Gebiet unangefochten weiter bestehen dürfen. Die Interessen der Palästinenser könnte man ja mit der Schaffung eines auf dem Boden Rest-Palästinas, das heißt dem Westjordanland und den Gazastreifen beschränkten selbstständigen Palästinenser-Staat befriedigen. Mit dieser nur einseitig zu Gunsten der Israelis entworfenen Konstruktion können sich die Palästinenser aufgrund ihrer tatsächlichen Rechte natürlich nicht abfinden.
Was würden sie für die Aufgabe des palästinensischen Kerngebiets, das ihre Heimat ist, als Entschädigung erhalten? Nichts!
Was man ihnen zugestehen würde, wäre etwas, was sie sowieso schon haben, auch wenn sie dort nicht die vollen Rechte ausüben dürfen, aber immerhin handelt es sich um den von ihnen noch besiedelten Lebensraum.
Die einzig vernünftige, zugegebenermaßen schwer realisierbare, aber mögliche Lösung besteht darin, den Staat Israel zu Gunsten eines gemeinsamen palästinensisch-jüdischen Staates auf dem Gebiet Gesamt-Palästinas zu schaffen.
Das bedeutet völliges Umdenken auf beiden Seiten. Es bedeutet großzügige Versöhnung der beiden verfeindeten Volksgruppen nach dem ‚Tabula rasa‘-Prinzip, nicht zuletzt auch Schuldeingeständnisse, Entschuldigungen, Amnestien und gerechte Entschädigungen.
Ja, es wird schwer werden, aber es ist nicht unmöglich und es ist wahrscheinlich die einzige Lösung, diesen schon viel zu lange schwelenden Brandherd im mittleren Osten ein für alle Mal zu löschen.
Man sollte den Dirigenten Daniel Barenboim zum Chef des gemeinsamen arabisch-jüdischen Staates erwählen und es ihm überlassen, seine Regierungsmannschaft aus dem jüdisch-arabisch gemischten Personal seines Orchesters auszuwählen, weil sich dort Juden und Araber in toleranter freundschaftlicher Verbundenheit mit gegenseitigem Verständnis zusammengefunden haben.
Ich erwarte von meinen Lesern, dass sie die voranstehenden Ausführungen nicht allzu wörtlich nehmen, natürlich müsste es nicht Barenboim in Person sein und seine Minister müssten auch nicht dem Barenboim-Orchester entnommen werden. Ich wollte nur das Prinzip beschreiben. Das Prinzip, zur Staatsführung Menschen auszuwählen, die der chauvinistisch ausgelegten, anachronistischen Nationalidee abgeschworen haben und die in einem gemeinsam organisierten Unionsstaat die Menschen unterschiedlicher völkischer und kultureller Herkunft friedlich verantwortungsvoll regieren sollten.
Würden Juden und Muslemín den Staat auf dem Boden Palästinas, gleichberechtigt miteinander lebend, gemeinsam weiter aufbauen, könnte der innere und äußere Friede gesichert werden und nicht zuletzt auch Gewissenskonflikte obsolet sein, denn ich bin mir sicher, dass es zahlreiche verantwortungsbewusste Juden gibt, deren Gewissen durch die Behandlung, die man den Palästinensern angedeihen lässt, schwer belastet ist.

Warum sollte sich die Idee eines gemeinsamen Staates mit freiheitlicher Grundordnung, bei Wahrung völliger Gleichberechtigung für alle, nicht verwirklichen lassen? Man sollte den fanatischen Ultras auf beiden Seiten nicht gestatten, das Klima weiterhin zu vergiften. Von einem jüdischen Intellektuellen stammt das Zitat:
„Von der Humanität über die Nationalität zur Bestialität“.
Übersteigertes Nationalbewusstsein ist ein Übel.
Wenn man den Weg zur friedlichen Gemeinsamkeit finden soll, dann muss alles unterlassen werden, was das Ehrgefühl der einen oder der anderen Partei antasten könnte.
Wenn es Streit um die Frage gibt, welchen Namen man dem künftig zu schaffenden neuen Gemeinschaftsstaat geben soll, dann könnte man ihn, um die Debatte darüber, was als erstes genannt wird, „Israelisch-Palästinensische Union“ oder „Palästinensisch-Israelische Union“,  ganz einfach „Union Kanaani“ nennen. Damit könnten beide Volksgruppen einverstanden sein. Was die Zukunft bringen wird, wissen wir nicht, aber die Hoffnung auf bessere Verhältnisse als die gegenwärtigen dürfen wir nähren, auch wenn es eher düster aussieht.
Weil die Vernünftigen die Realitäten stets anerkennen, geht der gesamte Fortschritt von den Unvernünftigen aus. Zukunftsvisionen stehen immer gegen die Realität, trotzdem werden sie nicht selten zu einem späteren Zeitpunkt zur Realität.

©Karl Heinz Hoffmann

Ermreuth 18. Februar 2010



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2009


BERECHTIGUNG DES STAATES ISRAEL


Zu Anfang des 20. Jahrhunderts als Deutscher über die Berechtigung des Staates Israel öffentlich nachzudenken, ist nicht ohne Brisanz.
Kritik am Staat Israel wird von den Meinungsgestaltern als versteckter Antisemitismus deklariert.
Isaac Deutscher schreibt in einem Essay zur Dialektik von Antisemitismus und Antizionismus:
„Jüdische Stimmen im Westen setzen Antizionismus sehr oft mit Antisemitismus gleich. Danach wären die osteuropäischen Juden in ihrer großen Mehrheit einfach Antisemiten gewesen. Aber ein solcher Schluss ist natürlich völlig absurd. … Für sie (die Juden des Ostens
) schien der Antisemitismus im Zionismus zu triumphieren, der die Rechtmäßigkeit und Gültigkeit des alten Geschreis „Juden raus“ anerkannte. Die Zionisten waren bereit, zu „verschwinden“. Fast alle Juden Osteuropas teilten die Meinung, nur der revolutionäre Sturz des Zarismus könne sie von der andauernden Diskriminierung und Unterdrückung befreien, und Juden spielten dann auch eine hervorragende Rolle in der revolutionären (marxistischen) Bewegung. … Gerade unter den rassistischen Elementen der polnischen Gesellschaft, die lauthals forderten „Juden raus aus Polen, geht nach Palästina!“ fanden die Zionisten ihre natürlichsten Verbündeten.“
Die Masse der polnischen Nichtjuden sah der Judenverfolgung nicht nur gleichgültig, sondern allzu oft auch mit klamm-heimlicher Freude zu.
Auf dem Höhepunkt des Gemetzels schrieb eine polnische Zeitung:
„Die Nazis lösen das jüdische Problem zu unseren Gunsten auf eine Art und Weise, wie wir es niemals hätten lösen können.“

Die Kritik am Zionismus ist so alt wie dieser selbst.
Dabei kam die schärfste Kritik von jüdischer Seite. Trotzki und Rosa Luxemburg waren Antizionisten. Die jüdischen Intellektuellen waren Internationalisten. Ihr Ziel war die Überwindung von Nationalstaaten, die sie als anachronistisch und überholt ansahen. Sie strebten die Gleichstellung der europäischen Juden mit den sie umgebenden, nicht jüdischen Bevölkerungsmehrheiten an. Auch Theodor Herzl, der Begründer des Zionismus wollte ursprünglich nichts anderes, als Gleichberechtigung und Gleichstellung der Juden in Europa, bis sich bei ihm, ausgelöst durch das Erlebnis der Dreyfuß-Affäre, ein Prozess des Umdenkens vollzog.
Gleichwohl hat die seit Jahrzehnten geübte demagogische Gleichsetzung von Antizionismus und Antisemitismus ihre besondere bundesrepublikanische Bestimmung gefunden. Das unsinnige Wort von der „Vergangenheitsbewältigung“ löst hier auf eine merkwürdige Weise seinen gewalttätigen Gehalt ein.
Tamara Deutscher schreibt im Vorwort zu Isaac Deutschers Essays „Die ungelöste Judenfrage“, Ben Gurion habe die belustigende Bemerkung gemacht, er empfände keine Feindschaft gegenüber Juden, die Antizionisten, nein Antisemiten seien, wie Karl Marx und Isaac Deutscher, sie seien durchaus wertvolle Menschen gewesen. Tamara Deutscher schreibt:
„Natürlich ist es blanke Demagogie, Antizionismus und Antisemitismus gleichzusetzen, und Ben Gurion hätte es tatsächlich besser wissen müssen. Vielleicht hätte er aber auch nur ‚Die ungelöste Judenfrage‘ besser lesen sollen.“
Das war 1976. Geändert hat sich bisher an der willkürlichen Gleichsetzung nichts. Es kann damit zu tun haben, dass jüdische Intellektuelle beim Zugang zur allgemeinen Meinungsproduktion, wie Isaac Deutscher meint,
„unüberhörbar und zahlreich vertreten sind“ und er führt in diesem Zusammenhang weiter aus: „man sei manchmal versucht, sich die Beschränkung der Anzahl der jüdischen Intellektuellen durch einen Numerus Clausus zu wünschen“.
Nun können Juden die Kritik bei allem, was sie zum Zionismus sagen oder schreiben, letzten Endes überstehen. So einfach ist dies für mich, einen nichtjüdischen Deutschen nicht. Dabei bin ich noch nicht einmal engagierter Antizionist. Ich betrachte den Zionismus und den Staat Israel objektiv als etwas mir nicht emotional nahe Stehendes. Es geht mir um eine möglichst sachliche und objektive Untersuchung historischer und völkerrechtlicher Zusammenhänge. Ich bemühe mich um die Frage, in wie weit der Staat Israel völkerrechtlich legimitiert ist, von welchen etwaigen rechtlichen Grundlagen und historischen Gegebenheiten seine Existenzberechtigung ableitbar sein könnte.
Bei alledem kann ich als Nichtjude und Nichtaraber wenigstens einigermaßen emotionsfrei bleiben. Wenn mich etwas im Sachzusammenhang mit allem was Israel betrifft besonders stört, dann nur das das sofortige Niederschlagen jeder Kritik mit dem Vorwurf, der Kritiker wolle doch nur versteckten Antisemitismus verbreiten.
Aber wie wäre es möglich, über Israel objektiv zu schreiben, ohne Kritik zu üben, da
„…schon die Geburtsstunde des israelischen Staates mit der Missachtung arabischer Rechte verknüpft war. Im eigenen Interesse hätte Israel alles in seiner Macht stehende tun können und müssen, um das arabische Elend zu lindern und die Gegensätze abzuschwächen. Stattdessen hat Israel alles getan um diese Gegensätze zu verschärfen und zu verewigen. Dem Staat Israel ist der Sprengstoff buchstäblich schon in seine Fundamente eingebaut, durch das Elend von Hunderttausenden arabischer Flüchtlinge.

1939 richtete Ibn Saud ein Schreiben an den amerikanischen Präsidenten Roosevelt. Die Araber hatten lange Zeit vergebens auf ein Entgegenkommen der westlichen Großmächte in der Palästinafrage gewartet. Nun ging ein Brief aus dem Land der heiligen Stätten des Islam an das Weiße Haus in Washington und er hatte geradezu den Charakter einer Magna Charta vor der Welt.
Ibn Saud schrieb:
„Die sogenannten historischen Rechte der Juden auf Palästina, nichts rechtfertigt sie, weder in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart, denn Palästina ist immer unter den Händen der Araber gewesen, wenn man die kurze Zeitspanne ausnimmt, während der die Juden Herren des Landes waren, bevor die Araber und die Römer kamen. Und wenn die Juden Rechte hätten, weil sie einmal das Land besetzt hatten, das sie wieder verloren, dann hätten alle modernen Völker Rechte auf Gebiete, die sie früher einmal besetzt hielten. Es würde nötig sein, die ganzen Weltkarten zu ändern und danach würde niemand zufrieden sein.
Es ist nicht gerecht, dass die Vereinigten Staaten von Nordamerika ihre Grenzen den Juden verschließen, gleichzeitig aber von dem unglücklichen Palästina verlangen, mehr Juden aufzunehmen, als es vertragen kann.“
Nota bene, die Amerikaner weigerten sich zu dieser Zeit, als es den Staat Israel noch nicht gab, jüdische Einwanderer in ihr Land zu lassen, befürworteten aber die unerwünschte jüdische Infiltration des damaligen britischen Mandatsgebiets Palästina.

Wenn vom Lebensrecht der Juden im eigenen Staat, in gesicherten Grenzen auf dem Gebiet des biblischen Kanaan die Rede ist, dann beruft man sich im Wesentlichen auf zwei Argumente.
Erstens - die religiöse Begründung:
Unser Gott, der einzig und allmächtig ist, und durch den wir auf Grund des mit unserem Stammvater Abraham und IHM geschlossenen Bundes zu auserwählten Menschen ohne eigenes Verdienst wurden, hat uns dieses Land durch den Mund unseres Propheten Moses verheißen. Diese Verheißung, dieser göttliche Marschbefehl zur Eroberung des damals nicht jüdischen Landes, auf das die nomadisierenden, aus Ägypten geflohenen hebräischen Habenichtse gierig blickten, weil da „Milch und Honig“ floss, soll die moralische Rechtfertigung für das offensichtliche Unrecht der Vertreibung der angestammten arabischen Bevölkerung in Palästina im 20. Jahrhundert sein.

Zweitens - als politische Grundlage zur Rechtfertigung der Gründung des Staates Israel führt man die sogenannte „Belfour-Deklaration“ ins Feld. Eine echte, völkerrechtlich gültige Rechtsgrundlage kann dieses Dokument nicht abgeben. Anfang 1917 hatten die Engländer die Belfour-Deklaration veröffentlicht, die besagte, dass Palästina „eine nationale Heimstätte“ der Juden werden solle. Es war nicht mehr als eine bloße Willenserklärung ohne die geringste rechtliche Bedeutung. Über die Beweggründe der britischen Regierung, Palästina zu verschachern, ehe sie es besaß, ist eine ganze Literatur entstanden. Dieser ist zu entnehmen, dass es den Briten darauf ankam, den mittleren Osten insgesamt unter ihre Kontrolle zu bringen, und sie glaubten, diesem Ziel mit der Gewährung eines Nationalstaates für Juden näher zu kommen.
Die berühmte Belfour-Deklaration ist nicht viel mehr als der Brief des ehemaligen britischen Außenministers, Mr. Arthur James Belfour an Lord Rothschild. Er besagt, dass die britische Regierung die Schaffung einer jüdischen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk mit Wohlwollen betrachte und die größten Anstrengungen machen würde, um das Erreichen dieses Zieles zu erleichtern. Gleichzeitig war aber auch zu lesen, dass nichts getan werden solle, was die bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender, nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina beeinträchtigen könnte. Nimmt man diese Beifügung genauso ernst wie die Einführung, so ergibt sich daraus geradezu der Verzicht einer jüdischen Staatsgründung auf palästinensischem Boden.
Dabei ist die im englischen Text verwendete Formulierung „a national home“ nicht gleichzusetzen mit dem Begriff „Staat“. Die Juden haben seinerzeit diese Formulierung kritisiert. Sie hätten es lieber gesehen, wenn diese Textpassage gelautet hätte: „the national home“ anstatt „a national home“.
Das nationale Heim der Juden kann man mit Nationalstaat übersetzen, ein nationales Heim hingegen bedeutet nur ein Wohnrecht für die Juden.
Dennoch war die Belfour-Deklaration auf Grund ihrer Auslegungsfähigkeit der Trumpf des Zionismus, den ihm der 1.Weltkrieg eingebracht hatte. Denn nun hatte man doch wenigstens irgendetwas, wenn auch nur eine Pseudorechtfertigung in der Hand, auf die man sich berufen konnte, denn die Berufung auf das göttliche Recht, Palästina (Kanaan) beherrschen zu dürfen, war nicht für jedermann nachvollziehbar. Immerhin reden wir von einer Zeit, in der Palästina noch zum türkischen Reich gehörte.
Soll das biblische Argument untersucht werden, so darf man keinesfalls übersehen, dass die Israeliten in der nachmosaischen Zeit als fremde Eroberer nach Kanaan kamen.
Kanaan, das heutige Palästina, war zu der Zeit eine Art pharaonisch- ägyptisches Protektorat. Kulturell und sprachlich dem Pharaonenstaat angeglichen. Als die Israeliten nach Kanaan kamen, hatten sie eine völlig andere Kultur und Sprache als die besagten Kanaaniter und Hethiter, denn auch von diesen ist als Gewaltunterworfene der Israeliten in Kanaan die Rede.

Nach der gewaltsamen Landnahme assimilierten sich die Israeliten, wenn auch nicht grundsätzlich in religiöser Hinsicht, so doch auf jeden Fall kulturell und sprachlich. Kurzum, sie vergaßen die eigene Sprache und bedienten sich nur noch des Kanaanitischen. In dem zur jüdischen Volksgeschichte wohl wichtigsten Teil der Heiligen Schrift, dem Exodus, findet man, wenn von der Sprache des Judenvolkes die Rede ist, nur den Begriff „shifat kanaan“, die kanaanitische Mundart. Es lässt neben zahlreichen weiteren Indizien die Schlussfolgerung zu, dass die israelitischen Eroberer nicht nur Landfremde, sondern auch ethnisch und kulturell Fremde waren, aber auch, dass sie ihre eigene Sprache aufgaben und sich als Neubürger Kanaans nur noch des Kanaanitischen bedienten.
Aber zurück zur neueren Geschichte.
Genau genommen ist die Realisierung der von Theodor Herzl vorbereiteten Staatsgründung Israels eine späte Folgeerscheinung des für Deutschland-Österreich und den Bündnispartner Türkei verlorenen 1. Weltkriegs und ein Nebenprodukt des Versailler Vertrages.
Durch den Artikel 22 der Satzung der Genfer Liga, die im Versailler Vertrag verankert wurde, erhielt das machtpolitische Streben Englands groß dimensionierte Möglichkeiten.
Dieser Artikel handelt von jenen Gebieten,
„… die in Folge des Krieges aufgehört haben, unter der Souveränität der Staaten zu stehen, die sie vorher beherrschten, und die von solchen Völkern bewohnt werden, welche noch nicht in der Lage sind, sich unter den besonders schwierigen Bedingungen der heutigen Welt selbst zu leiten.“
Diese Gebiete wurden unter die Vorherrschaft der, wie man sich auszudrücken beliebte „fortgeschrittenen Nationen“ gestellt. Diese sogenannten fortgeschrittenen Nationen führten auf Grund dieses Artikels „die Vormundschaft als Mandate der Genfer Liga“ in deren Namen. Im Jahr 1920 erfolgte in San Remo die Verteilung der Mandate. Dabei erhielt Großbritannien das Mandat für Mesopotamien und Palästina. Während Mesopotamien 1932 aus dem Mandat als unabhängiger Staat entlassen wurde, wartet Palästina vergeblich bis zum heutigen Tag auf das Recht zur Selbständigkeit.
Die eigentlichen, völkerrechtlich legitimen Herren Mesopotamiens und Palästinas (auch Syriens und Jordaniens) wurden überhaupt nicht gefragt. Nämlich die Türken. Bis zum Ende des 1. Weltkriegs waren alle arabischen Gebiete bis zum Suezkanal und entlang des Roten Meeres, außer Saudi Arabien, Bestandteil des osmanischen Reichsgebietes. Selbst Ägypten unterstand, wenigstens formell, dem Kalifat in Istanbul. Das türkische Wilajet Syrien umfasste ein wesentlich größeres Gebiet als das heutige syrische Staatsgebiet von Damaskus bis Aleppo. Es umfasste die Landmasse von Alexandrette bis Akaba, während der Küstenstreifen von Latakia bis Jaffa als Wilajet Beirut bezeichnet wurde. Diese beiden Wilajets waren in 12 Sandschaks gegliedert. So gehörte beispielsweise Haifa bis 1918 zum türkischen Sandschak Akka. Nablus zum Sandschak Nablus und Jaffa zu unabhängigen Sandschak Jerusalem. Unabhängiger Sandschak kann mit unserem modernen Begriff Freistaat gleichgesetzt werden. Die dort lebende Bevölkerung war arabisch-stämmig, hatte aber natürlich die türkische Staatsangehörigkeit und damit uneingeschränkt alle daraus resultierenden Rechte. Auch die von altersher dort lebenden Kurden, Armenier, Griechen und Juden waren Bürger des Osmanischen Reiches.
Zu dieser Zeit bildeten die Juden eine hoffnungslose Minderheit in Palästina. 589.000 Moslems standen nur 84.000 Juden gegenüber. Im Jahr 1936 machte sich die illegale zionistische Einwanderung bereits deutlich bemerkbar.
Bei einer Gesamtbevölkerung von 1.336.000 Seelen standen den 848.000 Moslems bereits 370.000 Juden gegenüber. Bis zum Jahr 1939 wuchs die Zahl der in Palästina befindlichen Juden auf eine halbe Million an. Sie kamen aus den entlegensten Winkeln der Erde und kauften planmäßig Ländereien auf. Dabei war die Initiative des jüdischen Landkaufs nur scheinbar eine private. In Wirklichkeit wurden die Mittel aus dem großen jüdischen Fond für den Landkauf unter der Voraussetzung gegeben, dass jeder Streifen Land, von einem Juden erworben, Besitz der Judenheit ist und bleibt.  
In nicht zionistisch jüdischen Kreisen witzelte man deshalb: „Was ist ein Zionist? Antwort: Ein Zionist ist ein Jude, der einen anderen Juden mit dem Geld eines anderen Juden nach Palästina bringt.“
Der Kampf um die politische Herrschaft und den Landbesitz sind seitdem die Haupttriebfedern der sattsam bekannten blutigen Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden.
Generalleutnant Sir Frederik Morgan, Chef der UNRRA-Truppen in Deutschland, und ehemaliger stellvertretender Stabschef General Eisenhowers, sagte in Frankfurt, er habe einen Exodus von Juden aus Polen beobachtet; allesamt gut gekleidet, gut genährt
„… gesund und die Taschen voller Geld.“ Alle, sagte er, erzählten Sie die stereotype Geschichte von Drohungen, Pogromen und Grausamkeiten als Begründung dafür, warum sie Polen verlassen haben. Er wisse nicht, wer ihren Auszug finanziert, bzw. „… Geld in die jüdischen Taschen gesteckt habe.“ Er glaube, dass eine Weltorganisation der Juden im Entstehen sei, und dass die Juden einen „…ausgearbeiteten Plan für einen zweiten Exodus hätten – diesmal aus Europa.“ Dieses Statement war am 3. Januar 1946 in der TIMES veröffentlicht worden. General Morgan hatte richtig vermutet. Es gab einen organisierten zionistischen Plan für einen jüdischen Exodus. Es war unübersehbar. Zu jener Zeit trafen fortwährend tausende von Juden aus Osteuropa in Berlin ein. Radikale Zionisten nutzten den verständlichen Wunsch der europäischen Juden, ihre alten Heimatländer zu verlassen.
Das Weltbild der polnischen Juden hatte sich nach der Erfahrung mit dem Nationalsozialismus geändert. Wenn sie zuvor dem Zionismus weitgehend ablehnend gegenüberstanden, so schien ihnen nun das Auswandern nach Palästina als rettende Alternative, besonders, weil sie erfahren mussten, dass der Antisemitismus in Polen mit der Niederlage der Deutschen keineswegs beseitigt war. Der neue polnische Antisemitismus war der alte, nämlich der christlich religiös motivierte. Für die Juden war es gleich, ob sie als fremde, vermeintlich „minderwertige Blutsgemeinschaft“ oder als „Christusmörder“ geschunden wurden. Palästina schien vielen nun die einzige Rettung zu sein.
Die zionistische Wehrorganisation Hagana trat als erstes auf den Plan und verbreitete eine Atmosphäre des Terrors in Palästina. Aus ihr erwuchs die israelische Armee, die heute völlig losgelöst von den militärischen Festlegungen der Genfer Konvention kontinuierlich Rachefeldzüge gegen das palästinensische Volk führt. Die hochgerüstete Armee eines gewaltsam, gegen den Willen der eingesessenen Bevölkerung und unter Missachtung der legitimen Herrschafts- und Besitzverhältnisse gegründeten Staates ist bestrebt, das eroberte Land unter Ausschaltung der Palästinenser zum jüdischen Großreich als Zentrum des weltumspannenden Judentums zu machen. Aber die zionistischen Visionen sind wirklichkeitsfremd.
„Die allumfassende, weltweite jüdische Gemeinschaft als eine Einheit zu begreifen ist völlig unrealistisch. Sie ist bestenfalls eine zionistische Wunschvorstellung. Mehr nicht. Und sie wird auch niemals erreichbar sein. Zu verschieden sind die Prägungen der über die ganze Welt verstreuten Juden und ebenso verschieden sind ihre Weltbilder.“
Israel möchte als moderne Demokratie anerkannt werden, aber in diesem Staat
„… weht ein Hauch anachronistischer Theokratie“ „…(talmudischer Rechtsvorstellung)“?
Ja mehr noch, er leitet unverhohlen seinen Anspruch auf die Besetzung Palästinas von der biblischen Verheißung ab. Aber indem er seine heutigen Machtansprüche mit der im zweiten Buch Mose nachlesbaren, göttlichen Aufforderung zur Landnahme in Kanaan rechtfertigt, wird er zwangsläufig politisch unglaubwürdig.
Konzelmann schrieb, die Rückwanderung der Juden in ihre „Urheimat“ Palästina sei über Jahrhunderte niemals völlig unterbrochen worden. Wenn ich, gemäß meiner konfessionell nicht festgelegten Denkweise die einschlägigen Bibelstellen als historisches Dokument anerkennen soll, so geht doch aus ihnen auch eindeutig hervor, dass dieses Land der Verheißung, das biblische Kanaan, das spätere Palästina und das heutige Israel eben nicht die Urheimat der jüdischen Stämme war. Das Land Kanaan war zum Zeitpunkt der jüdischen Landnahme kein unbesiedeltes, herrenloses Gebiet. Wem es gehörte, und wer dort vor den Hebräern siedelte, erfährt man aus jenen biblischen Textstellen, die zur Landnahme auffordern:
„Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie (die Israeliten) errette aus der Ägypter Hand und sie heraus führe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hethiter, Amoniter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter.“
Die Wiederholung der Aufforderung zur Landnahme findet sich ebenfalls im zweiten Buch Mose (Exodus) 3.Kap.Vers 17:
„Und ich habe gesagt, ich will euch aus dem Elend Ägyptens führen in das Land der Kanaaniter, Hethiter, Amoniter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter, in das Land, darin Milch und Honig fließt.“

Im 6. Kapitel des Exodus wird die Besitzübereignung Kanaans durch Jahwe an die Israeliten beschrieben: „Ich will euch annehmen zu meinem Volk und will euer Gott sein, dass ihr erfahren sollt, dass ich der Herr bin euer Gott, der euch wegführt von den Lasten, die euch die Ägypter auflegen und euch bringt in das Land um dessen Willen ich meine Hand zum Schwur erhoben habe, das ich geben will Abraham, Isaak und Jakob, das will ich euch zu eigen geben, ich der Herr.“
Palästina, das historische Kanaan wird zur politischen Rechtfertigung der Existenz des Staates Israel, unter Berufung auf die Bibel stets als „Urheimat“ der Israeliten bezeichnet. Dabei wir d die ebenso gut ableitbare Tatsache des Gegenteils geflissentlich verschwiegen. Die gleichen Textstellen, die von der göttlichen Ermunterung zur Inbesitznahme Kanaans berichten, beweisen, dass dieser fruchtbare Küstenstreifen von anderen Völkerschaften besiedelt war, nämlich den Kanaanitern, Hewitern, Hethitern und weiteren Völkern.
Niemand gibt freiwillig seine Heimat auf, deshalb musste die Landnahme eine gewaltsame sein. Im 25. Kapitel, Vers 27, 28 und 29 des zweiten Buch Mose findet sich die göttliche Anweisung zur praktischen Durchführung des Unternehmens:
„Ich will meinen Schrecken vor dir her senden und alle Völker verzagt machen, wohin du kommst und will geben, dass alle Feinde vor dir fliehen. Ich will vor dir her vertreiben die Hewiter, Kanaaniter und Hethiter.“
Aus dem 29. Vers kann geschlossen werden, dass sich die Eroberung über einen längeren Zeitraum hinzog und aus taktischen Gründen nur Stück um Stück durchgeführt wurde. Dazu lesen wir im 29. Vers:
„Einzeln nacheinander will ich sie vor dir ausstoßen, bis du zahlreich genug bist und das Land besitzt.“
Danach scheint die heutige Siedlungspolitik ausgerichtet zu sein. Wohin die Ausdehnung des heutigen Staates Israel führen kann, wenn die Israelis ihre Eroberungs- und gewaltsame Siedlungspolitik weiter an der Bibel ausrichten, ersehen wir aus dem 31. Vers des 23. Kapitels, Exodus:
„Und ich will deine Grenzen festsetzen vom Schilfmeer bis an den Euphratstrom, dann will ich die in deine Hand geben die Bewohner des Landes, dass du sie ausstoßen sollst vor dir her.“
Mit anderen Worten, die gedachten Grenzen Israels sind die Schilfufer Ägyptens und der Euphrat in der Mitte des heutigen Irak. Damit nur ja kein Zweifel über die den zur Vertreibung freigegebenen Völkern zugedachte Behandlung entsteht, erhalten die Israeliten konkrete Anweisungen im 32. und 33. Vers:
„Du sollst mit ihnen keinen Bund schließen und lass sie nicht wohnen in deinem Land.“
Wie es scheint, nehmen die politischen Führer Israels der Gegenwart die biblischen Anweisungen ernst.
Am Ende wenden wir uns wieder der Frage zu: Wem soll Palästina gehören?
Die Antwort wäre einfach, wenn nicht durch Ströme von Blut unverrückbare Tatsachen geschaffen worden wären. Israel ist eine blutbesudelte Realität.

©Karl Heinz Hoffmann
November 2009  
   

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